Felix Lehrmann’s – Rimjob
Felix Lehrmann’s „Rimjob“- (feat. Claus Fischer, Torsten Goods, Till Sahm, Tony Lakatos & Rool)
Das Glück hat einen Namen: „Felix“ – was so viel wie „der Glückliche“ bedeutet. Und was könnte einen Musiker glücklicher machen, als die Veröffentlichung seines ersten Soloalbums? Erst Recht, wenn es sich beim Debütwerk um eine echte Herzensangelegenheit handelt, die einen talentierten Künstler zeigt, der mit profunder Virtuosität glänzt, mit vielschichtigen Kompositionen und intuitivem Zusammenspiel.In Zeiten des allgegenwärtigen medialen Casting-Wahnsinns ist es ein wohltuendes Erlebnis „echte“ Musik zu genießen – virtuos, handgemacht, gelebt und gefühlt – wie Lehrmanns Erstling „Rimjob“.
Schon lange fragten Freunde und Kollegen Felix M. Lehrmann nach einem Album in eigener Sache. „Ich habe Jahre davon geträumt, umzusetzen, wonach sich mein Herz sehnt. Ich war jetzt immerhin acht Jahre Dienstleister“, blickt der zurück. „Es war höchste Zeit, dass dies hier passiert.“ In jenen acht Jahren hat sich Felix M. Lehrmann (das „M.“ steht für Michael und nicht für „Mohammed“ wie kürzlich ein Witzbold auf Wikipedia behauptete) den Ruf als talentiertester Schlagzeuger Deutschlands erspielt. Eine Bilderbuchkarriere: geboren 1984, kann Felix M. Lehrmann bei seiner ersten Begegnung mit einem Schlagzeug noch kaum über die Bassdrum schauen. Mit vier Jahren versucht er sich bereits auf dem Schlagzeug des Onkels, mit sieben folgt ernsthafter Unterricht. Dann verändert ein Konzert sein Leben nachhaltig: mit elf Jahren hört er den Joe-Zawinul-Schlagzeuger Paco Servy – die Initialzündung für Lehrmanns Musikerkarriere, gefördert von Vater Michael, der übrigens selbst als Profimusiker für Veronika Fischer und Stern Meissen Gitarre spielte.
Bereits als Teenager spielt das in Halberstadt geborene und in Berlin aufgewachsene Groove-Talent in „tausendundeiner Band“. Dann der Ritterschlag: das erste Profi-Engagement als Tour-Schlagzeuger von Della Miles. Mit 17 Jahren, wohlgemerkt! Heute ist Lehrmann gerade mal 26 und gilt als einer der perfektesten und professionellsten Schlagzeuger Deutschlands und Groovemaster in allen Genres. Nicht umsonst ist sein Terminkalender als Dienstleister in Sachen hochqualitativer Beats prall gefüllt.
Man denke nur an Studio- und Live-Engagements für Sarah Connor, Dendemann, Tobias Regner, Mike Leon Grosch, Afrob, Bell Book And Candle, Curtis Blow, Jennifer Rush, The Weather Girls, Jeanette Biedermann, Jamie Shaw und Alloe Blacc. Nicht zu vergessen Lehrmanns Side-Project Rivo Drei. „Als Schlagzeuger drückst du einer Produktion, selbst einer einfachen Pop-Geschichte, deinen Stempel auf, machst mit deinem Groove die Richtung klar“, erklärt Lehrmann. Vergleiche zu Schlagzeug-Meistern wie Dennis Chambers, Manu Katche, Vinnie Colaiuta und Jack DeJohnette kommen nicht von ungefähr.
Doch zurück zu „Rimjob“. Seit geraumer Zeit sammelte Felix M. Lehrmann Ideen, hielt erste Skizzen an seinem zweiten Instrument, dem Klavier, fest. „Ich hatte keine fertigen Songs, eher Themen, „Rimjob“ ist im Grunde eine Jam-Platte. Die Jungs meiner Band haben meine Hirngespinste gerade gerückt und daraus Songs gemacht. Ohne ihre Hilfe wäre dieses Album nicht so geworden.“
Die besagte Band birgt ihrerseits lauter Hochkaräter an ihren Instrumenten. An der Gitarre glänzt der Düsseldorfer Jazz-Virtuose Torsten Goods, der sich auf der deutschen Musikszene einen herausragenden Ruf erspielt hat. Mit Keyboarder Till Sahm wiederum verbindet Lehrmann eine langjährige Freundschaft, seit sich beide auf erwähnter Tour von Della Miles kennen lernten. Bassist Claus Fischer wiederum ist wohl unbestritten Deutschlands bekanntester Tieftöner, mit Jobs in TV-Bands für Stefan Raab und Anke Engelke, sowie zahlreichen Studio- und Live-Jobs. „Für mich ist Claus der ungekrönte König des Bass in Europa“, schwärmt Lehrmann. Nicht zu vergessen sorgen auch die Saxofonisten Tony Lakatos und Rool für den guten Ton auf „Rimjob“. Beim Blick auf die Produktion von „Rimjob“ in den Berliner Mitte Mars Studios unter der Regie von Matthias Millhoff wird schnell klar, dass hier ein außergewöhnliches Album entstand – in rekordverdächtigen vier Tagen! Mehr Zeit braucht wahre Musikalität nicht, wenn Vollblutprofis am Werk sind.
Stilistisch hallen auf „Rimjob“ natürlich Lehrmanns Einflüsse des Fusion-Jazz und -Rock nach, Reminiszenzen an John Scofield, Alan Holdsworth und Pat Metheny. „Ich bin Fusion-Liebhaber, seit mir mein Vater die ersten Jazz-Platten vorgespielt hat“, bekennt Lehrmann. „Seit dem ist es um mich geschehen. Ich habe mich unsterblich in den Fusion verliebt. Dafür habe ich jetzt meine Lieblingsmusiker aus Deutschland eingeladen, um ein Album in diesem Stil aufzunehmen und bin froh, dass sie mitgemacht haben.“ So ist ein feiner Fusion-Track wie „Homo Proll“ eben nicht nur eine wortspielerische Verbeugung vor John Scofields „Protocol“.
Auf den zehn Songs von „Rimjob“ wird dem geneigten Hörer schnell deutlich, weshalb Lehrmann durchweg Komplimente für sein Spiel mit Stil
bekommt, für Kraft und Präzision, Eleganz und Kreativität. Schlagzeuger staunen ehrfürchtig über seine Single-Stroke-Fills und seine Hi-Hat- Arbeit, die er bei Zawinuls Paco Servy studiert hat. Musikerkollegen lieben Lehrmanns lebensfrohe, aber ebenso verbindliche Art. Produzenten wiederum schätzen seine hohe Professionalität. Schließlich wird er bis heute an seinem Credo gemessen: „Ich spiele einen Track im Studio schneller ein, als ihn jemand programmiert hat.“ Ein Grundsatz, der selbstverständlich auch für „Rimjob“ galt. Mit seinen vier Produktionstagen ist das Album ein leidenschaftliches Plädoyer für Spontaneität – zehn „Momentschnappschüsse“, laut Lehrmann. Etwa das schwer groovende „Red Scorpion“, das an die Red Hot Chili Peppers erinnert, über die luftigen Grooves von „Fatieh Klopft“ bis hin zum genialen Solo-Spot von „Randy’s Bum“, der Lehrmanns profunde Virtuosität am Instrument zeigt. Und das immer wieder kreative und tighte Zusammenspiel mit Bassist Claus Fischer, für das man exemplarisch „Patting“ anführen darf. „Rimjob“ ist ein Album, auf dem die Musik im Vordergrund steht – echt, authentisch, live. „Auf der ganzen Platte sind Bass und Schlagzeug nicht geschnitten“, erklärt Lehrmann. „Es gab lediglich ein paar Gitarren- und Keyboard-Overdubs. Da bin ich sehr stolz drauf.“
Die Überschrift zum Album wählte der Bandleader übrigens mit einem Augenzwinkern. „Die Zweideutigkeit zwischen Rimjob (Sexualtechnik) und Rimshot (Schlagzeugtechnik) ist natürlich Absicht“, schmunzelt er. „Wenn Männer zusammen sind, werden halt lustige Namen ge-brainstormed.“
Auch wenn „Rimjob“ ein Album ist, das mit Sicherheit Schlagzeuger faszinieren wird, ist es ein Instrumentalwerk, das an Musikliebhaber generell adressiert ist. „Es ist kein typisches Schlagzeuger-Album, auch wenn es hoffentlich Schlagzeuger anspricht“, wünscht sich Lehrmann.
Bekanntlich ist der TAMA-Drums-Endorser auch ein gefragter Wokshop-Dozent bei Drumtrainer Berlin (www.drumtrainerberlin.de), wo er Schlagzeugstudenten auf ihrem Weg zum professionellen Musiker begleitet.
Ob als „Road Dog“, Studiomusiker, Dozent oder Solokünstler: stets zählt für den sympathischen Wahlberliner vor allem: „authentisch zu sein, entspannt im Kopf zu bleiben. Der zu sein, der ich bin. Man muss seine Einflüsse nicht verbergen, aber man darf sich nicht verbiegen und
krampfhaft versuchen so klingen zu wollen wie jemand anderes. Ich hoffe mir ist ein Schnappschuss gelungen, wo ich als Musiker gerade stehe.“
Und wenn Schlagzeug-Altmeister Wolfgang Haffner in seinen Liner-Notes zu „Rimjob“ von „großartigen Songs, fantastischer Musik und einer Menge Spaß“ schwärmt und Felix M. Lehrmann als „Idol unzähliger Schlagzeuger weltweit“ lobt, treffen diese Worte mit der gleichen Präzision wie Lehrmanns Spiel auf seinem Set. „Rimjob“ ist die real gewordene Vision eines jungen Ausnahemusikers auf seinem Weg.
In ein Stück des Weges zu begleiten, dazu lädt Lehrmann seine Fans „Rimjob“ im kommenden Jahr live zu erleben. Eine Tour ist bereits in Planung. „Dieses Album ist schließlich mein Baby!“, sagt der notorische Basecap-Träger glücklich. Wir erinnern uns: „Felix“ bedeutet ja „der Glückliche“. Und mit „Rimjob“ schafft er es eindrucksvoll sich und seine Fans glücklich zu machen.
Stefan Woldach, im August 2011
Tracklisting:
01. FATIEH KLOPFT 5:33
02. PATTING 4:32
03. 601 DELUXE 3:14
04. BROKEN MORNING 7:25
05. RANDY’S BUM 4:04
06. RAT RUSSIAN FEAT. ROOL 6:44
07. LAICH UP 2:30
08. EDWARD 6:46
09. RED SCORPION 5:02
10. HOMOPROL 4:42
Total: 50:32