• 2CD
  • Date : 28.02.2014
  • Package : 2 CD Digipack
  • Running Time CD 1 : 45:51
  • Running Time CD 2 : 49:10

Chris Farlowe & The Thunderbirds – Bursting Over Bremen/Live 1985

Nein, an die Schauburg in Bremen hat Chris Farlowe keine konkrete Erinnerung mehr. Doch als er nun nach langer Zeit einen Live Mitschnitt von seinem Auftritt am 7. Oktober 1985 wiederhörte, war der Kopf der „Thunderbirds“ gleichermaßen erstaunt und begeistert: „Ich wusste gar nicht, wie gut wir waren!“ Nicht nur die fünfköpfige Band, sondern auch der Sänger selbst war in Topform. Auch der Mitschnitt von Radio Bremen beeindruckt durch seine Spitzenqualität. Das Repertoire war ein großartiger Querschnitt aus Blues, Rock und Rock´n`Roll, entsprechend enthusiastisch war die Publikumsresonanz. „Mein persönlicher Favorit ist „Jealous Kind“ verrät Farlowe, doch zwischen dem Opener „Watching The River Flow“ von Bob Dylan und der Zugabe “Going back To Louisiana“ finden sich etliche amtliche Interpretationen von Klassikern, die die Originale sogar toppen! Der 13minütige  „Stormy Monday Blues“ etwa ist seit jeher ein Highlight der Farlowe Gigs und befand sich bereits auf dem ersten Album der original Thunderbirds 1966.

Chris Farlowe wurde als John Henry Deighton am 13. Oktober 1940 in Islington, London geboren. Bereits im Elternhaus kam er mit Jazz und Blues in Berührung: „Meine Mutter hat mich immer unterstützt. Sie war eine tolle Frau. Sie spielte Klavier und als Kind saß ich zu ihren Füßen und hörte ihr zu.“ Seine ersten Vorbilder waren interessanterweise ausschließlich Sängerinnen wie Sarah Vaughan, Dina Washington und Ella Fitzgerald. Das Verhältnis zum Vater dagegen gestaltete sich schwierig: „Mein Vater war Soldat im 2. Weltkrieg. Als er zurückkam, war er ein gebrochener Mann. Für ihn war es untragbar, dass ich Musiker werden wollte. Sogar als ich Erfolg hatte, akzeptierte er das nicht.“

Farlowe´s zu erwartender Erfolg zeichnete sich bereits Anfang der 60-er Jahre bei Aufsehen erregenden Live Auftritten im Flamingo Club ab. Noch unter seinem bürgerlichen Namen und neben dem Studium am Sir William Collins Technical College gehörte er zunächst zur John Henry Skiffle Group. Seine erste Solo Single „Air Travel“ erschien 1962 und floppte noch. Etwa gleichzeitig aber formierten sich die „Thunderbirds“, deren erste Langspielplatte 1966 erschien. Das Line-Up liest sich aus heutiger Sicht beeindruckend: Albert Lee, Dave Greenslade und Carl Palmer. Trotzdem beschritt Farlowe noch im selben Jahr eigene Wege und veröffentlichte auf dem legendären Immediate Label eine außergewöhnliche Interpretation von „Out Of Time“ von Jagger/Richards und von Mick persönlich produziert! Die Single schoss sofort an die Spitze der englischen Charts. Ebenso gelungen waren seine Versionen von „Handbags And Gladrags“, geschrieben von Mike D’Abo und „Yesterday“ von Lennon/McCartney.

Trotz dieser Erfolge aber war Chris Farlowe nicht der Prototyp eines Popstars. Farlowe legte mehr Wert auf die Anerkennung in Musikerkreisen und in der Jazz und Bluesszene. So schloss er sich 1970 der Fusionband „Colosseum“ an. Dort teilte er die Bühne mit so ausgezeichneten Instrumentalisten wie Schlagzeuger Jon Hiseman und dem Saxophonisten Dick Heckstall-Smith. 1972 gab er ein kurzes Gastspiel als Sänger von Atomic Rooster.

Im April 1978 war Farlowe einer der hochkarätigen Gäste bei der Feier zum 50. Geburtstag von Bluespionier Alexis Korner, auf  dessen „Party Album“ er neben Eric Clapton zu hören ist. 1981 musizierte Farlowe mit Pete York beim „Olympic Rock & Blues Circus“. Auf Initiative des Produzenten Mike Vernon kam 1984 dann eine neue Ausgabe der Thunderbirds zustande: Das Album „Out Of The Blue“ erregte sogleich Aufsehen und war solides Zeugnis der Potenz dieser Band. Im darauf folgenden Jahr stellte Chris Farlowe seine neue Formation auch in Deutschland vor. Im Rahmen dieser Tournee wurde ein Konzert in der Fabrik mitgeschnitten und vier Titel unter dem Namen „Live In Hamburg“ veröffentlicht. Erst jetzt aber erscheint erstmalig eine ganze Show der Thunderbirds auf dem vorliegenden eindrucksvollen Doppelalbum. Chris Farlowe´s Thunderbirds waren seinerzeit Keyboarder Tim Hinkley, Gitarrist Mo Witham, Bassist Tex Corner, Drummer John „The Figure“ Palmer und Saxophonist Martin Winner. Das Repertoire enthält neben dem Instrumental „Time Is Tight“ von Booker T. vor allem Vocal Performances, die Farlowe als wahren Stimmakrobaten auszeichnen. Seine a capella Version von Randy Newman´s „I Think It´s Going To Rain Today“ klingt ebenso beeindruckend wie die Interpretationen der Klassiker „Ain’t No Love In The Heart Of The City“, „Watch Your Step“ oder „Shakey Ground“ – nach eineinhalb Stunden Thunderbirds kann das Fazit nur lauten: „The Thrill is NOT Gone, Mr. Farlowe!“

Uli Kniep, 04.11.2013


 

Tracklisting:

CD 1
01.    Watching The River Flow 06:24
02.    Jealous Kind 06:43
03.    Satisfy Susie 07:00
04.    Stormy Monday Blues 13:42
05.    Watch Your Step 04:05
06.    I Think It's Going To Rain Today 04:08
07.    Time Is Tight 03:49

CD 1 total: 45:51

CD 2
01.    I Haven't Found Nothing Yet 03:47
02.    Shakey Ground 05:48
03.    I've Been Born Again 05:51
04.    The Thrill Is Gone 08:40
05.    Lucille 06:23
06.    Sweet Little Sixteen 05:28
07.    Ain't No Love In The Heart Of The City 05:46
08.    I Believe In You 04:00
09.    Going Back To Louisiana 03:27

CD 2 total: 49:10

Total: 91:01