• 2CD
  • Date : 25.06.2010
  • Package : CD Digipac
  • Running Time CD 1 : 53:24
  • Running Time CD 2 : 50:53

GROBSCHNITT – „Kapelle Elias Grobschnitt (Die Grobschnitt Story 0)“

Die Entstehungsgeschichte der „Kapelle Elias“ GROBSCHNITT
Es begann alles in den frühen 60ern auf der Realschule Altenhagen. Gerd (immer schon Lupo) und Achim (später Eroc) waren Banknachbarn und hörten am liebsten The Tornados, The Shadows, The Spotnicks und The Ventures. Gerd half Achim bei Mathe, Achim half Gerd bei Englisch und manchmal kloppten sie sich auch. Dann setzte der Lehrer sie auseinander. Jedenfalls hatte Achim als erster in der Klasse zwei Tonbandgeräte und Gerd ein Moped. Bald darauf hatte Gerd als erster auf der Schule eine E-Gitarre und Achim ein Schlagzeug. Das führte 1965 mit weiteren Schulfreunden zur Gründung einer Band, der Achim zunächst den Namen „The Universals“ und dann im Sommer 1966 den Namen „The Crew“ verpasste. Doch dies ist eine andere Geschichte, die irgendwann noch erzählt werden wird…
Nach dem Ende der Crew im Herbst 1969 entstanden 1970 zwei neue Bands: Gitarrist Lupo gründete mit dem Bassisten Urmel (später Baer, heute bAER) und dem Schlagzeuger Felix „Charing Cross“, die sich dem etwas härteren Stil verschrieben. Ihr Konzertplakat erregte schnell Aufsehen und sorgte für heftige Diskussionen, besonders im kirchlichen Bereich. Doch in der „wilden Phase“ der ausgehenden 60er waren Provokation und Opposition für gewöhnlich an der Tagesordnung. Die Crew-Mitglieder Achim „Eric“ und Peter Klassen formierten derweil mit Michael Barth und Carlos Böttcher „Wutpickel“, eine Art Freejazz-Konsortium, dessen Hauptgewicht auf Improvisation und spontanen Happenings lag. Während Charing Cross in und um Hagen und bisweilen auch im Münsterland die Bühnen unsicher machten, absolvierten Wutpickel zahlreiche Sessions in der THG-Aula und lieferten im Dezember zusammen mit dem Gitarristen Hans Reichel und dem Geiger Georg Witte im Wuppertaler Jazzkeller „Jam“ einen zweistündigen, denkwürdigen Auftritt ab.
Ende 1970 war auch Wutpickel Geschichte und „Achim“ Eroc traf sich mit seinem alten Freund und Crew-Sänger Stefan (später Wildschwein), um neue Pläne zu schmieden. Lupo war nach wie vor mit seinen Charing Cross unterwegs, also setzte man sich gemeinsam an den runden Tisch und im Februar 1971 schlossen sich Eroc und Stefan dieser Band an. Charing Cross bestanden nun aus den Musikern Baer, Lupo und Stefan, die mit den beiden Schlagzeugern Felix und Eroc auftraten, eine für die damalige Zeit recht ungewöhnliche Konstellation, die in Deutschland allenfalls noch bei Amon Düül zu finden war.

 
Von Anfang an hatten sich bei den Proben in der Hagener THG-Aula  zwei regelmäßige Zuhörer eingefunden: Rainer, der „kleine Mann“ (später Toni Moff Mollo) und sein Freund Ralf (später John McPorneaux). Eines Tages brachte Rainer zum Spaß ein Foto der „Band“ seines Großvaters mit. Diese Herren waren 1915 mit selbst gebastelten Instrumenten in und um Hagen unter dem Namen Kapelle Grobschnitt aktiv. Das Foto beeindruckte natürlich alle und so entschied man nach einigem Hin und Her, sich fortan „Kapelle Elias Grobschnitt“ zu nennen. Da man am 4. April noch als Charing Cross in Rheine aufgetreten war, wie die Steinfurter Rundschau damals schrieb, am 15. Mai dann jedoch unter Kapelle Elias Grobschnitt in Hagen im HDB spielte, wie die Hasper Zeitung am 14.5.1971  ankündigte, kann die Gründung von Grobschnitt im eigentlichen Sinn auf Anfang Mai 1971 datiert werden, obwohl der Name selbst erst ein Jahr später, anlässlich der Veröffentlichung des Debüt-Albums im April 1972 ins Spiel kam, wie weiter unten erklärt ist.
Nun war also der „Elias in Aktion“ und gab zahlreiche Auftritte, von denen z.B. die Gigs im Hagener Jugendheim Buschey (heute „Kultopia“), im Haus der Begegnung, im Jugendheim, im Haus der offenen Tür in Rheine, in der Diskothek „Alte Dame“ in Mesum, im Stadtsaal Wetter, im Stadtsaal Letmathe, das legendäre Konzert Ende September in der Konzertmuschel im Volkspark in Hagen und viele andere bis heute unvergessen sind. Die heimische Presse (Westfalenpost, Rundschau und insbesondere die Hasper Zeitung) widmete sich ausführlich diesen Aktivitäten. Wahrscheinlich hätte die Gruppe in dieser Besetzung auch das erste Album eingespielt, wäre nicht im Oktober ’71 der Keyboarder Hermann Quetting (vorm. Chris Braun Band, Dortmund) dazu gestoßen, der mit seinen zahlreichen Tasteninstrumenten den Stil entscheidend beeinflusste und mitgestaltete.
Der Name „Kapelle Elias Grobschnitt“ wurde nach der Fertigstellung des Albums auf Drängen der Plattenfirma in „Grobschnitt“ gekürzt, weil das angeblich besser klang und dem internationalen Verkauf der LP dienlicher sein sollte. Somit war Grobschnitt ab dem Frühjahr 1972 unter diesem Namen dann „amtlich“ mit Keyboarder aktiv. Auch das alte, mittlerweile weithin bekannte und berüchtigte alte Konzertplakat von Charing Cross wurde hervorgekramt, umbenannt und etwas „entschärft“ als Brücke zur neuen Band und zum neuen Namen eingesetzt.
Seit seiner Veröffentlichung im April 1972 galt das Album „Grobschnitt“ (Metronome/Brain 1008) bis heute als Debüt der Hagener Formation. Jedoch spiegelt es ihren damaligen musikalischen Stand nicht umfassend wieder. Die darauf enthaltenen Stücke wurden bekanntlich im Spätherbst 1971 mit Hermann Quetting speziell für die LP arrangiert. Jedoch schon im Frühjahr hatte Schlagzeuger Eroc erste, professionelle Aufnahmen in der THG-Aula gestartet, die er im Laufe des Jahres immer weiter führte. Im August nahm er dort z.B. das komplette Programm der Kapelle Elias Grobschnitt auf. Alles wurde live eingespielt und anschließend editierte und verfeinerte er das Material mit elektronischen Effekten und Gags in seinem Heimstudio. Dabei kamen mehrere Bandmaschinen, Tongeneratoren, diverse Klangerzeuger, Echogeräte und sein legendäres, selbstgebautes Pult zum Einsatz.
Ganz am Anfang der CD ist ein kurzer Ausschnitt seiner Band Wutpickel vom Sommer 1970 zu hören, die Stimme vom Ölberg sprach er auf ein Tonband, das langsamer abgespielt wurde, für das Intro von Suntrip wurde eine gefüllte Badewanne verwendet und das Finale der Sinfonie ist eine spezielle „psychedelische“ Variante, bei der er mit allen Geräten rumhexte, die ihm zur Verfügung standen und die in dieser Form nie wieder zustande kam.
Fallstone und About My Town wurden später im Studio nicht aufgenommen, weil sie nicht mehr auf die Vinyl-LP gepasst hätten. About My Town zeigt besonders gut das Zusammenspiel der Drummer Felix (auf der Bühne und im Stereobild bei allen Aufnahmen links) und Eroc (rechts). Fallstone ist ein Beweis für den in dieser Phase oft recht ungestümen Gesang von Stefan „Wildschwein“ und dieses gesamte „erste Album“ ergänzt in hervorragender Weise den Blick auf das musikalische Spektrum der Band. Diese frühen, authentischen Aufnahmen wirken über weite Strecken lebendiger und frischer, als die perfekt ausgefeilten Studioversionen auf der Metronome-LP. Sie zeigen die Kapelle Elias Grobschnitt so, wie man sie in jenen Tagen erleben konnte. Und nicht nur in den ersten Takten von Fallstone bestätigt sich auch ihr Spitzname, der von den Fans damals hochgehalten wurde: die „Westfälischen Santana“…


 

TRACKLISTING:

CD 1
1.    Whazz Gaddit (Wutpickel) 00:46
2.    Die Sinfonie 12:00
3.    Das Reiselied 06:27
4.    Wonderful Music 03:36
5.    Suntrip 16:14
6.    About My Town 08:56
7.    Fallstone 05:25

CD 2
8.    Das D-Lied 04:03
9.    Das Teelied  03:15
10.    Die Maschine 07:49
11.    Das D-Lied (live) 04:33
12.    Die Sinfonie (live) 31:13