Weather Report

Rockpalast - Live in Cologne 1983


  • 2CD
  • Date : 21.10.2011
  • Package : 2CD Boxset
  • Running Time CD 1 : 73:08
  • Running Time CD 2 : 33:10
  • DVD
  • Date : 21.10.2011
  • Package : Digipack
  • Running Time : 108:00
  • Video Format : NTSC
  • Audio Format : Stereo
  • Regionalcode: 2,3,4,5,6
  • FSK: 0

Weather Report Live in Cologne 1983

Von Brian Glasser (Autor von ‘In A Silent Way: A Portrait of Joe Zawinul’)
Achtung! Diese Doppel-CD-oder DVD, die Sie soeben erworben haben, ist Dynamit. und wird explodieren
sobald sie in ein CD-Fach eingelegt und von einem Laser abgetastet wird.

Der besondere Augenblick
Es ist das Jahr 1983 und Weather Report auf Tournee durch Europa, das erste Mal in der neuen Besetzung.
Pastorius? Erskine? Robert Thomas? Sind alle “Mr. Gone”. Sie haben riesige Fußstapfen hinterlassen, und in die traten ein paar Kids, von denen kaum einer zuvor etwas gehört hat. Das war sogar Joe und Wayne so gegangen, als sie sie vor weniger als einem Jahr engagiert hatten: Ihr neuer Schlagzeuger Omar Hakim (23) war es letztendlich, der den Bassisten Victor Randall Bailey (22) und den Perkussionisten Jose Rossy rekrutiert hatte, weil eine Serie US-Gigs anstand und Zawinul begriffen hatte, dass alles cool wäre, wenn sich die restlichen Mitspieler untereinander gut verstehen würden, „denn Wayne und ich – wir können mit jedem spielen…“ Anschließend war die Band ins Studio gegangen, um das Album „Procession“ aufzunehmen, und die Neuauflage von Weather Report war offiziell zum Leben erweckt – die letzte, wie sich herausstellen sollte, jedoch weit davon entfernt, schlechter zu sein als andere. (Gibt es überhaupt eine schlechtere…?)

Hakim erinnert sich an seinen Einstieg – und nicht zu vergessen: Er war so jung, dass er einer von Joes und Waynes Söhnen hätte sein können, und dass sie seine musikalischen Helden waren – „Ich war anfangs irrsinnig aufgeregt über die Tatsache, dass gar nicht viel über die Musik diskutiert wurde. Ich dachte im Stillen, ‚Wann werden wir wohl darüber reden? ‘ Es wurde viel gegessen und getrunken und herumgehangen; und dann kapierte ich endlich, dass genau das die Probe war: So kamen wir miteinander in das Gespräch, das dann erst auf der Bühne beendet wurde. Ich bekam einen großen Vertrauensvorschuss. Sie sagten ‚Wir trauen deiner Wahl als Musiker – wir brauchen Dir nicht erst zu erzählen, was gespielt werden muss‘.“ Dieses Vertrauen bewahrheitete sich, wie an der Musik zu hören ist, die auf diesem Konzert in Köln entstand, aufgezeichnet vom deutschen Fernsehen (Danke schön!)

Die Show
Man braucht nur zu beobachten, wie Zawinul auf die Bühne kommt und hinter seiner Armada von Keyboards Position bezieht, um zu wissen, dass gleich etwas Großartiges passieren wird – er ist das Gegenteil von nervös, steckt so voller Zuversicht, dass die Band und die Musik, die er gleich auf die Zuhörer loslassen wird, sie – um in seiner eigenen Terminologie zu bleiben -„gleich voll fertigmachen wird“. Heraus kommt ein Gebräu seiner seltsamen und wundervollen Klangschnipsel; hinzu gesellen sich die Becken, die einen schwelenden Groove entfachen, und wir stecken mitten drin im mächtigen „Procession“. Das Stück führt das Genie von Hakim perfekt ein: Kraft, Präzision und Zartheit vermischen sich auf eine Weise, die von Rechts wegen nicht möglich sein sollte.

Die sich schlängelnde Melodie wird mit jeder Wiederholung wieder angekurbelt bis die Musik nicht länger schwelt, sondern in einem riesigen Flächenbrand endet. Eins der großartigen Show-Anfangsstücke! In der Tat hatten sich die individuellen und kollektiven Fähigkeiten des verjüngten Line-up auch auf Zawinuls Kompositionen ausgewirkt, so dass die Band schon fast ein ganzes Buch mit neuen Stücken zusammen hatte – Material nicht allein für das aktuelle Album, sondern auch gleich für das nächste (‚Domino Theory‘) gleich mit, dessen Aufnahme noch weit entfernt lag. Auf den Holterdiepolter-Bebop von „Fast City“, in dem Shorters gefürchtetes Tenor-Solo brillant die Hektik der Großstadt hervorruft, machen zwei Stücke ihr Debüt: „ The Peasant“ und „Db Waltz“. Zawinuls fernöstlich klingende Synthi-Klänge erinnern bei ersterem daran, dass der Original- Titel einmal „Singapore“ war. Achten Sie mal darauf, wie er gleichzeitig ein Keyboard zu seiner rechten und eins zu seiner linken bedient – wie schafft sein Hirn das bloß, sich zwei entgegengesetzten Richtungen zuzuwenden?
Hakim verlässt sein Schlagzeug, um Pflichten bei der Perkussion zu übernehmen, während Baileys Beitrag stets angemessen ist. (Während des ganzen Konzerts bietet er die perfekte Mischung aus Diskretion und Tapferkeit von jemandem, der die Herausforderung angenommen hat, Jacos Nachfolger zu sein.)

An einer Stelle beim Beginn von „Db Waltz“ macht Jose Rossy voller Vorfreude in einen Luftsprung und es ist verständlich, warum – das Stück ist zu eins der fröhlichsten Stücke der Band. Für einen Wiener wie Zawinul verwundert es wenig, dass er eine Vorliebe für Walzer hat – der „Boogie Woogie Waltz“ (vom Album ‚Sweetnighter‘ von 1973) war bis zu seinem Tode ein immerwährender Liebling bei Konzerten – auch wenn seine formale Auffassung stets schräger als die von Johann Strauss war.

Als nächstes folgt ein Testlauf von „Blue Sound Note No. 3“, dessen Bestandteile in anderer Reihenfolge zusammengesetzt sind als in der Studioversion einige Monate später. Es ist eine reizvolle Alternative; hier wirkt sie mehr wie eine Ballade (wenngleich eine recht unheimliche). Danach ein paar weitere Stücke von „Procession“ mit einem Percussion-Beitrag. Mittlerweile sind sieben oder acht Stücke gespielt und mehr als 70 Minuten um, und es fehlt nur noch eine Komposition, die vor dieser Besetzung entstanden ist! Es ist viel wert für die Zuschauer, so viele neue Stücke vorgesetzt zu bekommen, aber so ein Handel ist erst perfekt, wenn auch die heißgeliebten bekannten Stücke gespielt werden.

Die Auflösung kommt gleich zu Beginn der zweiten CD: ein Medley der „Greatest Hits“. Mit sechs Stücken in knapp 12 Minuten hastet Shorter (wie gewöhnlich als Zeremonienmeister) durch die Vorstellung der Band, der Kurztrip von Set endet mit dem Höhepunkt, einer gestutzten aber schwungvollen Version von „Birdland“.

Natürlich tobt das Publikum, und natürlich gibt es eine Zugabe: Sie beginnt mit dem nächtlichen Zwiegespräch der Götter, dem Zawinul-Shorter-Duett, das jedes Mal wieder frisch klingt. Zum mitreißenden „Where The Moon Goes” kehrt auch die Band auf die Bühne zurück, und wartet mit einem gutgelaunten „Duell“ zwischen Zawinuls Keyboard und Hakims Drums auf, das erst mit rauchenden Pistolen aufhört – bevor die Band das heimbringt.

Inzwischen schwitzt Shorter aus allen Poren, während Bailey, Hakim und Rossy ein wenig kaputt aussehen, als wären sie high von Endorphinen. Außergewöhnlich aber ist, dass wenn Zawinul nach vorn kommt, um das Publikum zu begrüßen, er ausschaut, als hätte er in den letzten Stunden nicht mehr gemacht als die Sonntagszeitung gelesen. Er zeigt keinerlei Zeichen von Ermattung, obwohl er sich gerade die Hacken abgespielt hat!

Welch ein Fest diese Nacht für die Kölner gewesen ist – und nun für uns, all die Jahre später. Wie Omar Hakim sagte: „Weather Report war keine typische Instrumentalmusik: Da steckte Europa, Afrika, Jazz, Blues, Latin drin – alles in einem Stück. Das war echte Weltmusik…“ Stimmt!


 

Player

Tracklist DVD + 2CD

01. Procession
02. Fast City
03. The Peasant
04. D Flat Waltz
05. Blue Sound Note 3
06. Duet Jose Rossy & Omar Hakim
07. Two Lines
08. Plaza Real
09. Medley 8:30 · Black Market · Elegant People ·
Badia / Boogie Woogie Waltz · A Remark You Made · Birdland
10. The Duet
11. Where The Moon Goes

Recorded at Sartory Säle Cologne / Germany, May 13, 1983

Fotos

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Photos by Manfred Becker